Ausgewählte Gedichte


FEMME FATALE (2014)

Du gibst mir Liebe, gibst mir Schmerz,

erfüllst und brichst mein krankes Herz!

Überschwang, plötzlich Distanz,

verwirrst, zerreist mich voll und ganz!

Gibst mir Wärme, zeigst mir Kühle –

belebst und tötest die Gefühle!

Berührst, verlässt mich, wie’s gefällt,

doch ohne dich – was wär’ die Welt!

Deine roten Lippen locken,

bringen meinen Puls zum Stocken!

Sie rufen süß wie Nachtigallen,

bis sie in Einsamkeit verhallen.

»Längst schon bist du mir verfallen!«

hör’ ich’s in meinem Kopfe schallen.

»Du wirst mir niemals widersteh’n!

Willst du mich nicht wiederseh’n?« –

Meine Liebste und Verehrte,

meine Sehnsucht und Begehrte!

Du bist die, nach der ich such’,

meine Göttin und mein Fluch!


PARIS' TOD (2012)

Sterbend klagt er der Oinone:

»Liebste, gib’ mir die Phiole!

Vergib’ mir, ich beschwöre dich!

Sonst ist der Tod mir wohl gewiss!«

 

Oinone aber half ihm nicht,

sah ihm nur finster ins Gesicht.

»Einst flüsterte dein süßer Mund:

›Nur du, Geliebte, bist der Grund,

weshalb ich atmen, leiden muss!

Oh, bitte! Gib mir einen Kuss!

Auf ewig schwör’ ich treu zu sein‹ –

doch, ach! du ließest mich allein.

Soll dein Leben denn nun enden? –

Alles ließe sich noch wenden.

Doch meine Ruhe ist dahin,

längst ist nach Rache mir der Sinn!

Vergeltung an dem schlechten Mann,

der stets auf neue Weiber sann! –

Wohl traf der Pfeil des Philoktet’,

für Reue ist es jetzt zu spät!

Atropos hat es entschieden,

und dich in den Tod getrieben!

Helena trägt Schuld an allem!

Hätt’ sie dir doch nie gefallen!«

 

So schrie und weinte sie zugleich

und er zog ein in Hades’ Reich.


SOMMERTRAURIGKEIT (2013)

Ersparte mir die Winterzeit

jene Wintertraurigkeit –

die mich jährlich neu erfüllte,

sanft in finstre Nebel hüllte,

weltverdrossen traurig stimmte,

meinen zarten Geist verstimmte,

leidend mich und weinen machte,

wenn ihrer ich im Wahn gedachte,

Stunden mich nach ihr verzehrte,

nach ihr, die ich so sehr begehrte!

Die mir mehr war als mein Leben,

der ich wohl alles hätt’ gegeben –

so nagt die späte Sommerstunde

an der verschorften Seelenwunde,

lässt sie brechen, bluten, fließen,

lässt sie schmerzen, stechen, schießen!

So leide ich im Sonnenschein,

bin mit mir selbst im Geist allein

und all’ die Sommersonnenwonnen

machen kalt mich und beklommen,

denn wenn das Herze rasend schlägt,

es das Leid nicht mehr erträgt,

das ihm die Liebe einst geschlagen –

an jenen kalten Wintertagen –

es weiß, dass es nicht heilen kann,

weil’s mit der Liebe einst begann

und mit der Liebe enden muss,

dann fühlt’s erneut den süßen Kuss,

der es zum ersten Mal verletzte,

nach dem es wie nach Giften lechzte,

die es betäubten und belebten,

die es erhoben und bewegten,

es schließlich aber doch verließen

und die Wunde hinterließen,

die selbst die Zeit niemals vernarbt,

solang’ es an der Liebe darbt.